29.04.2024
EMAF 37 - Jurys vergeben drei Preise
Nach fünf Tagen ist gestern in Osnabrück das 37. European Media Art Festival zu Ende gegangen. Wir freuen uns über das große Interesse, das dem Festival entgegengebracht wurde, und über die guten Gespräche, die geführt wurden. Am Samstagabend sind beim EMAF in der Kunsthalle Osnabrück die Preise vergeben worden.
Den EMAF Award für eine herausragende Arbeit in der Medienkunst erhielt die Künstlerin Monica Maria Moraru für I Am Also Part of the Three Turns. Der experimentelle Film zeichnet auf Grundlage fragmentarischer, mündlicher Überlieferungen die Auswirkungen eines Erdbebens in Bukarest und einer zeitgleichen Überschwemmung in der rumänischen Kleinstadt Buzau nach. Der EMAF Award ist mit 3.000 Euro dotiert. Der Dialog-Preis zur Förderung des interkulturellen Austausches geht an Peng Zuqiang für seinen Film The Cyan Garden, der sich um einen revolutionären Radiosender dreht, der nicht auffindbar sein sollte, und eine Airbnb-Wohnung, die eine Freundin des Künstlers in ihrer gemeinsamen Heimatstadt betreibt. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Hey Sweat Pea von Alee Peoples wird mit dem EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk) ausgezeichnet. Er erzählt auf humorvolle und überraschende Weise davon wie, das Älterwerden der Eltern mit einem existenziellen Impuls in den Vororten von Los Angeles kollidiert. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.
Der EMAF Award und der Dialog-Preis wurden von einer Jury aus Medienkünstler*innen und Kurator*innen vergeben, der in diesem Jahr Marwa Arsanios, Adam Khalil und Pieter-Paul Mortier angehören. Die Filmkritiker*innen Alejandro Bachmann, Sebastian Markt und Gabriele Summen bildeten die Jury für den EMAF Medienkunstpreis des VdFk.
Der EMAF Award für I Am Also Part of the Three Turns gehe an Monica Maria Moraru „für die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Erdbebens von Bukarest in 1977 und den Versuch, diese von den politischen Behörden instrumentalisierte, historische `sogenannte´ Naturkatastrophe neu zu schreiben“, urteilte die Jury. „Der Film zeigt die scheinbare Stabilität von Ordnungen, seien es natürliche oder politische, um jene Kategorien und unser Verhältnis zu ihnen zu hinterfragen.“ Die Jury sprach zudem eine lobende Erwähnung für Belfi von Ismaël Iken aus. Der Film erforscht die Faszination für ein abgebrochenes Stück einer goldenen Bankkarte, in der sich Fiktion und Realität vermischen.
Der Dialog-Preis für The Cyan Garden von Peng Zuqiang wird vergeben „für seine eindringliche und faszinierende historische Archäologie der Klänge und Stimmen eines Untergrund-Radiosenders“, begründet die Jury ihre Entscheidung. „Diese Ausgrabung von Stimmen der malaysischen Revolution lässt sowohl eine historische Intimität als auch die Geschichte des Intimen, wie es damals existierte, aufleben.“ Eine lobende Erwähnung vergibt die Jury an detours while speaking of monsters von Deniz Şimşek. Der Film erzählt die Jahrtausende alte Sage von einem Wassermonster, dessen Mythos auf die Vorfahren der Armenierinnen und Kurdinnen rund um den Vansee zurückgeht – eine Region, die die ethnische Säuberung beider Völker erlebt.
Mit Hey Sweet Pea von Alee Peoples zeichnet die Jury des EMAF Medienkunstpreises des Verbands der deutschen Filmkritik eine „in besonderer Weise überzeugende filmische Antwort“ aus, auf die Frage, wie man das Gefühl beschreibt, „dass ein gigantisches Nichts langsam alles auffrisst“, heißt es in der Begründung der Jury. „Indem man die Unendliche Geschichte, die man Kindern und Erwachsenen erzählt, aus der Virtualität holt und sie auf die konkrete Welt überträgt. Und indem man selbst mit fast nichts, nur den Dingen, die zur Hand sind, die sichtbar erfasst oder hörend wahrgenommen werden können, virtuos und bescheiden, verspielt und insistierend, deprimiert lachend Filme macht.“ Eine lobende Erwähnung in dieser Kategorie geht an Ann Carolin Renninger für Der Wind nimmt die mit. Der Film erzählt die Geschichte von Rovin, Maria und Christopher, die alle drei auf der Suche nach etwas sind.
Wir bedanken uns bei allen Künstler*innen, Helfer*innen und bei unseren Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Die Ausstellung des 37. EMAF ist noch bis zum 26. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen.