CROSSOVER/CROSSTALK (Version)
↳ Pedro Oliveira
DE 2023, 00:06:58
drawing and 2-channel sound installation, 6’57”
Voice: Ece Canlı
Diese wandfüllende, von Hand gezeichnete Arbeit präsentiert einen nicht-linearen historischen Rahmen, der zwei sehr unterschiedliche Momente in der Geschichte des technischen Hörens in Deutschland zusammenführt.
Der erste ist die Entwicklung eines Musikinstruments im Ostberlin der frühen Sechziger im “Labor für akustisch-musikalische Grenzprobleme”: Des “Subharchords”, einem einzigartigen Synthesiser, mit dem neue Wege Musik zu denken und zu spielen erforscht werden sollten, um die DDR ästhetisch, politisch und ideologisch vorwärtsschreiten zu lassen. Das Design enthielt eine extra entworfene Filterbank, die auf die “Mel-Tonhöhenkala” eingestellt war, die Unterschiede zwischen Tönen der Art und Weise näher bringt, wie Menschen sie hören.
Der zweite Moment betrifft den Einsatz von “automatisierter Dialekterkennungssoftware”, einer einzigartigen Anwendung von Maschinellem Lernen, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seit 2017 in Fällen von Asylsuchenden ohne Papiere eingesetzt wird. Diese Software nutzt wie die meisten modernen Sprach- und Dialekterkennungssoftwares eine digitale Filterbank, die auf eine Mel-Tonhöhenskala eingestellt ist, um akustische und mathematische Daten für weitere Analyse und Verarbeitung zu gewinnen.
Als vielschichtiger und multi-sensorischer Blick auf die Geschichte des technischen Hörens in Deutschland versucht CROSSOVER/CROSSTALK (Version) die Fallstricke der linearen Kausalität zu vermeiden. Stattdessen soll diese Landkarte einen Weg nachzeichnen, auf dem jedes Vorkommnis ein Echo von vergangenen und zukünftigen Ereignissen ist, in denen die technologische Entwicklung gewaltvolles Othering hervorbringt, jedoch gleichzeitig auch die Möglichkeit eines radikalen Umsturzes enthält.
- Sektion Section: Exhibition
- Programm Programme: Feelers, Sensors